Während in Deutschland die Zahl der erfassten Corona-Neuinfektionen seit Wochen auf einem niedrigen Stand verharrt und in den USA seit Ende Juni ein enormer Anstieg zu verzeichnen ist, scheint das Virus in Tansania nicht mehr existent. Die letzten aktualisierten Informationen des tansanischen Gesundheitsministeriums stammen von Anfang Mai. Seitdem werden mit Verweis auf Umstrukturierungen in den nationalen Laboren keine Daten mehr veröffentlicht. Gleichwohl erklärt die Regierung, dass die aktiven Corona-Fälle weiter drastisch sinken und hat mittlerweile über 70 der ursprünglich 84 Test-Zentren wieder geschlossen.
Der Mangel an verlässlichen Informationen führt zu Unsicherheiten in der Bevölkerung. Während einige die Epidemie in Tansania für überstanden erklären, haben andere weniger Vertrauen in die Verlautbarungen des Ministerpräsidenten. Zumal in den Nachbarländern Tansanias täglich neue Infektionen und Todesfälle gemeldet werden und ein reger Grenzverkehr herrscht.
Seit Juni sind sämtliche Schulen und Universitäten in Tansania wieder geöffnet. Trotz des angeblichen Sieges über den Corona-Virus gelten Schutzmaßnahmen in den Einrichtungen. So sollen täglich die Klassenräume desinfiziert und Möglichkeiten zur Händedesinfektion installiert werden. Jedoch ist die Ausgangslage mit den deutschen Verhältnissen nicht zu vergleichen, führt man sich vor Augen, dass in Tansania oft mehr als 60 Schüler eine Klasse besuchen, die Räume nur Lehmböden haben und sich hunderte Kinder eine Latrine teilen müssen.
Im Upendo-Heim haben die Kinder die Zeit der Schulschließung gut überstanden. Auch wenn die Situation aufgrund der Unsicherheiten und der Restriktionen anfangs ungewiss und teilweise anstrengend war, ist allen deutlich geworden, dass das Straßenkinderheim ein privilegiertes Kleinod darstellt, wo die Kinder gut aufgehoben sind. Sie konnten täglich ein paar Stunden für die Schule lernen, hatten die Möglichkeit, sich im Garten und im Haushalt sinnvoll zu beschäftigen und konnten in ihrer Freizeit ihren Hobbies nachgehen.
Mittlerweile sind auch die Kinder des Upendo-Heims wieder in der Schule. Die schon im März von der Heimleitung aufgestellten Hygiene-Regeln bestehen trotzdem, oder gerade deshalb, weiterhin. Am Eingang des Geländes steht Desinfektionsmittel bereit. Einkäufe auf dem Markt werden nur von der Hausmutter oder der Köchin erledigt und im Tagesablauf ist das häufigere Händewaschen schon zur Routine geworden. „In den Unterhaltungen mit unseren Partnern in Singida wird die Ungewissheit im Umgang mit dem Virus deutlich. Einerseits gibt man sich vorsichtig optimistisch und hofft, mit einem ‚blauen Auge‘ davon gekommen zu sein. Andererseits ist da die Sorge, dass sich die Krankheit doch noch ausbreitet und man dann nicht gut vorbereitet ist“, erläutert Heidulf Masztalerz, Vorsitzender des Vereins Straßenkinder Tansania e.V. „So oder so, in dieser Ausnahmesituation zeigt sich, dass eine Einrichtung wie das Upendo-Heim für Straßenkinder die Situation der zuvor stark benachteiligten Kinder enorm verbessert und ihnen ein Leben in Sicherheit und Würde ermöglicht.“