Ein scheinbar ungewöhnlicher Ort, um die Arbeit mit Straßenkindern vorzustellen

Am 23. Und 24. April 2016 fand in der Gellersenhalle in Reppenstedt die Wirtschaftsmesse von Unternehmerinnen und Unternehmern aus der Samtgemeinde Gellersen statt. Der Verein „Straßenkinder Tansania e.V.“ war dort mit einem Stand vertreten.

Trotz teilweise katastrophalen Wetters war die Messe vor allem am Sonntag sehr gut besucht. „Wir verkaufen weder Waren noch Dienstleistungen. Und doch war die Entscheidung richtig, die Messe zu nutzen, um unsere Arbeit in Tansania in unserer Heimatgemeinde vorzustellen“, sagt Heidulf Masztalerz, Gründer und Vorsitzender des Vereins und Südergellerser Bürger.

Im Vorfeld hatte die Presse ausführlich über die Messe berichtet. „Ganz besonders gefreut haben wir uns über einen umfangreichen und sehr informativen Artikel zu unserer Arbeit in einer Zeitung, die im gesamten Landkreis Lüneburg verteilt wird“, erklärt Heidulf Masztalerz. „Sicher auch deswegen war das Interesse der Messebesucher an unserer Arbeit groß. So viele neue Mitglieder auf einmal wie an den Tagen vor und nach der Messe haben wir sehr selten gewinnen können.“

Der Ansatz des Vereins für die Arbeit in Tansania überzeugt: Jeder gespendete Cent kommt direkt bei den Straßenkindern an. Die humanitäre Hilfe, d.h. ausreichend Nahrung, medizinische Versorgung und ein Dach über dem Kopf, und individuelle Entwicklungshilfe in der Form von ‚Hilfe zur Selbsthilfe.

Finanzierung des Schulbesuchs und von Berufsausbildungen ergänzen sich als die zwei notwendigen Seiten einer Medaille und die Voraussetzung für eine sinnvolle und nachhaltige Arbeit.

Spender gewürdigt

Der Verein „Straßenkinder Tansania e.V.“ unterstützt seit 2005 ein Heim für ehemalige Straßenkinder in Singida (Tansania) sowie zwei andere Einrichtungen in der Stadt und der Region, die sich elternloser Kinder annehmen. Dazu gehört neben der Versorgung mit Lebensmitteln auch die Schul- und Berufsausbildung.

Ohne großzügige Spender wäre die Arbeit des Vereins zum Scheitern verurteilt. Schon seit zehn Jahren hat die Kirchengemeinde St. Johannis, Lüneburg in vielen Gottesdiensten Spenden gesammelt und dem Verein für seine Arbeit zur Verfügung gestellt. Herr Pastor Ingo Reimann und der Vorsitzende des Vereins Heidulf Masztalerz aus Südergellersen hatten sich daher entschlossen, die Mitglieder der Gemeinde einmal ausführlich über die Arbeit des Vereins zu informieren. Leider war das Wetter am Sonnabend, den 30. Januar 2016 so schlecht, dass sich kaum jemand aus dem Haus getraut hat. Trotzdem war der kleine Raum im Gemeindehaus an der St. Johanniskirche gut gefüllt.

Heidulf Masztalerz berichtete ausführlich über sein Engagement in Tansania, das lange vor der Gründung des Vereins begonnen hatte. Er hatte an Entwicklungsprojekten der Handwerksförderung Ost-Afrika e.V. (HOAV) mitgearbeitet. Die HOAV war aus der Zusammenarbeit mit dem ökumenischen Landesarbeitskreis Handwerk und Kirchen in Niedersachsen hervorgegangen. In diesem Rahmen wurden in Tansania sechs handwerkliche Werkstätten aufgebaut. Anlässlich des Besuchs eines der Werkstätten, CAPU in Singida, im Jahre 2004, wurde Heidulf Masztalerz ein Heim für Straßenkinder in Kititimo am Stadtrand von Singida gezeigt. Dort lebten etwa 50 Straßenkinder, Jungen und Mädchen im Alter von 4 bis 16 Jahren, völlig auf sich alleine gestellt, ohne Betreuung. Die unhaltbaren Zustände bewegten Heidulf Masztalerz, Unterstützung für diese Kinder zu organisieren. Er gründete den Verein „Straßenkinder Tansania e.V.“.

Was als Präsentation geplant war, entwickelte sich zu einem Gespräch. Dabei wurde deutlich, dass auch eine so kleine Organisation wie der Verein „Straßenkinder Tansania e.V.“ mit seinen knapp 80 Mitgliedern erfolgreich arbeiten kann, wenn sie sich – wie geschehen – auf wenige Projekte konzentriert, diese Projekte aber mit großem Engagement vorantreibt.

Die Zuhörer stimmten voll und ganz zu, dass am Ende der Hilfe für die ehemaligen Straßenkinder deren Eingliederung in die Gesellschaft stehen muss und dass dies nur erreicht werden kann, wenn die jungen Frauen und Männer mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung ins Leben entlassen werden. „Dass dies möglich ist, dazu haben die Spenden der St. Johannisgemeinde wesentlich beigetragen“, fasste Heidulf Masztalerz die Diskussion zusammen.

Schulausbildung darf kein Luxus sein

Ehemaligen Straßenkindern wird die Schulausbildung finanziert

Die Kirchgellerser St. Laurentius-Kirche war gut gefüllt, als am Sonnabend, den 11. Juli gleich zwei Gospelchöre für einen guten Zweck gesungen haben. Der Gospelchor St. Laurentius mit seiner Leiterin Christa Strüber trat vor heimischer Kulisse auf. Zusätzlich eingeladen hatte der Kirchgellerser Chor „The Good News Singers“ aus Hamburg, ein Chor, der von Hanno Petersen geleitet wird. Die Hamburger Chormitglieder waren mit dem Zug nach Lüneburg gekommen und mit dem Rad nach Kirchgellersen weitergefahren, wo die beiden Chöre den Tag miteinander verbracht hatten. Den Abschluss des Ausflugs bildete das gemeinsame Benefizkonzert.

Die Idee, den Auftritt als Benefizveranstaltung zugunsten des Vereins „Straßenkinder Tansania e.V.“ durchzuführen, hatte Frau Strüber. Der Vorsitzende des Vereins, Heidulf Masztalerz aus Südergellersen hatte das Angebot ohne Zögern angenommen. „Ein solches Konzert ist ein würdiger Rahmen für das zehnjährige Jubiläum unserer Hilfe für die ehemaligen Straßenkinder von Kititimo“, sagte er.

Den Zuhörern wurde ein außerordentlich abwechslungsreiches Programm geboten, das von Klassikern wie „Kiss the Girl“ aus dem Film „Die kleine Meerjungfrau“ oder „The Girl from Ipanema“ über „Halleluja“ von Leonard Cohen bis zu sehr bewegenden Liedern in Kisuaheli oder einer Indianersprache reichte. Den stürmischen Applaus hatten sich die beiden Chöre mehr als verdient.

Vor dem Auftritt der Chöre hatte der Verein in einer Präsentation seine Arbeit in Tansania vorgestellt, aber auch Schnappschüsse gezeigt, die die ehemaligen Straßenkinder von sich selbst und ihrer Umgebung gemacht hatten. Heidulf Masztalerz wies in seiner kurzen Rede am Ende des Konzerts nicht ohne Stolz darauf hin, dass alle ehemaligen Straßenkinder die Schule besuchen oder besucht haben und dass die Schulabgänger eine Berufsausbildung erhalten. Diese Arbeit sei ohne großzügige Spenden nicht möglich. Er dankte daher den Chören von Herzen, dass sie sich zu dem Benefizkonzert bereitgefunden hatten.

Jede Spende kommt ohne Abzug von sogenannten Verwaltungskosten den elternlosen Straßenkindern zu Gute.