Straßenkinder Tansania e.V. – Ausbildung und ein sicheres Zuhause für die Kinder

Interview des unabhängigen und neutralen Verbraucherportals ExpertenTesten.de mit Heidulf Masztalerz vom Verein Straßenkinder Tansania e.V.

Wie kam es zur Gründung Ihres Vereins „Straßenkinder Tansania e.V. und welches Ziel verfolgen Sie mit dem Verein?

Nach meiner Wahl zum Vizepräsidenten der damaligen Handwerkskammer Lüneburg-Stade im Jahr 1980 wurde ich auch

Mitglied in dem Verein „Handwerksförderung Ost-Afrika e.V. (HOAV) in Hannover. Der Verein unterstützte damals sechs Entwicklungsprogramme an fünf Standorten in Tansania durch Spenden und öffentliche Zuschüsse. Die einzelnen Maßnahmen wurden mit Entwicklungshelfern in zweijährigen Kursen für örtliche Handwerker durchgeführt.

Nachdem öffentliche Geldgeber und kirchliche Stellen Berichte über die durchgeführten Maßnahmen angefordert hatten, sind ein weiteres Mitglied des Vereins und ich 2004 nach Tansania gereist, um an den fünf Standorten die Nachhaltigkeit der durchgeführten Hilfen für die örtlichen Handwerker zu überprüfen. Das letzte zu prüfende Projekt befand sich in Singida, einer Stadt im nördlichen Tansania. Hier entstand dann die Idee zur Gründung des Vereins „Straßenkinder Tansania e.V.“. Wir verfolgen das Ziel, möglichst viele Kinder vor einem Leben auf der Straße zu bewahren und ihnen einen möglichst guten Start in das Erwachsenenleben über Bildung und Ausbildung zu geben.

Warum haben Sie sich genau dafür entschieden, Straßenkinder in Tansania zu unterstützen?

Nach Beendigung unserer vorgenannten Überprüfungen in Singida wurde uns durch einen Entwicklungshelfer am Rande der Stadt eine Unterkunft in drei Gebäuden einer verlassenen Schule gezeigt, in denen unter

katastrophalen Verhältnissen über 40 Jungen und Mädchen im Alter von drei bis sechzehn Jahren ohne Betreuung, Nahrungsmittel, medizinische Versorgung, Schulbesuch und Bildung lebten. Der Entschluss, zu helfen, war schnell gefasst und so konnten nach unserer Rückkehr und einem schnellen Aufruf „Das Handwerk hilft elternlosen Kindern in Tansania“ bereits mit dem Eingang der ersten Spenden tansanisches Personal, Hausmutter, Köchin und Nachtwächter, eingestellt werden, die sich fortan um die Jungen und Mädchen kümmerten.

Welche Projekte betreuen Sie derzeit und welches Ziel ist damit verbunden?

Unser Verein unterstützt das Kinderheim „Upendo Home“ in Singida, in dem bis zu vierzig ehemalige Straßenkinder Betreuung, Versorgung und Bildung erhalten.

Wir finanzieren ausschließlich mit Spenden fünfzehn Kinder in der Bildungseinrichtung SabaSaba für behinderte Kinder, in der bis zu einhundertfünfzig Kinder versorgt und betreut werden und eine Berufsbildung erhalten.

In Iambi, etwa 50 km nördlich von Singida, unterstützen wir einen Kindergarten mit bis zu siebzig Kindern im Alter bis zu sechs Jahren beim Bau eines Gebäudes für die Kinder und der Beschaffung von Tischen und Sitzbänden sowie beim Bau einer Regenwassersammelanlage für 20.000 Liter Fassungsvermögen.

Einem Geschwisterpaar mit sehr guten Schulleistungen und dem Abschluss der Form 6 einer Sekundarschule ermöglichen wir ein Studium an einer Universität in Tansania.
In § 2  und 3 unserer Satzung sind der Zweck und das Ziel  unseres Vereins so beschrieben:

(2) Der Verein dient der Förderung der Belange der Erziehung, wobei er sich in der Stadt und Region Singida/Tansania auf die Betreuung elternloser Straßen- und Waisenkinder sowie Kinder aus sozial schwachen Familien konzentriert.

(3) Die Arbeitsbereiche umfassen vor allem:

(3.1) Der Ausbau der Wohnsituation und die Sicherstellung bei der Nahrungsmittelversorgung.

(3.2) Die Verbesserung der medizinischen Betreuung und den Besuch der bildenden Schulen.

(3.3) Berufsausbildung und Beschäftigung.

(3.4) Finanzierung von Betreuungspersonal.

Bitte beschreiben Sie unseren Lesern, wie ein typischer Arbeitsalltag in Tansania aussieht. Im Upendo Heim werden die Kinder morgens rechtzeitig von dem tansanischen Betreuungspersonal geweckt.

Die Kinder machen sich nach der Morgenwäsche, einem kleinen Frühstück und der Komplettierung ihrer Schultasche zu Fuß auf den Weg zur 5 km entfernten Schule. Am frühen Nachmittag kehren sie wieder zurück. Nach dem Mittagessen, einer kurzen Ruhepause werden die Hausaufgaben erledigt.

Danach folgt leichte Hausarbeit. Schlafplatz richten, eigene Wäsche reinigen, Waschplatz in Ordnung halten, Müll in die bereitgestellten Behälter entsorgen, Abwasch erledigen. Für die älteren Kinder ist auch leichte Gartenarbeit angesagt. Viel Zeit zum Spielen bleibt den Kindern nicht.

An den schulfreien Tagen am Wochenende haben die Kinder Gelegenheit, sich in einer Tischlerwerkstatt, Metallwerkstatt und einer Textilwerkstatt handwerkliche Fertigkeiten zu verschaffen, um nach Beendigung des Schulbesuchs einen handwerklichen Beruf erlernen zu können und mit einer Prüfung abzuschließen.

Wer unterstützt Ihren Verein und wie kann man selber Ihren Verein unterstützen? Der Verein wird ausschließlich durch Spenden und Mitgliedsbeiträge der über 110 Mitglieder sowie privater Spender und Institutionen unterstützt. Darüber hinaus hilft uns die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung bei Maßnahmen zum Umweltschutz in unseren Projekten. Die Mitglieder des Vereins und des Vorstands arbeiten ehrenamtlich ohne Entschädigung.

Alle Spenden kommen direkt ohne Abzug von Verwaltungskosten den  Kindern in den Projekten zugute.

Was ist die Hauptursache, dass Kinder auf der Straße leben?

Nicht erst seit Aids ein bedrohliches Problem für Afrika wurde, gibt es dort zahlreiche Straßenkinder ohne die Fürsorge ihrer Eltern. Die Zahl obdachloser Kinder nimmt leider weiter zu. Viele Kinder  sind Waisen. Ein anderer Grund ihrer Obdachlosigkeit ist häufig die bittere Armut im Elternhaus. Oft zwingen Eltern ihre Kinder aus Verzweiflung zum Betteln oder schicken sie von zu Hause fort, damit die Kinder für sich selbst sorgen.

Das Interview führte:

Laura Hoffmann
Das komplette Interview können Sie auf der Seite von ExpertenTesten nachlesen:

https://www.expertentesten.de/news/strassenkinder-tansania-e-v/

Laura Hoffmann arbeitet als freie Redakteurin seit 2016 für expertentesten.de. Ihr Kernbereich liegt dabei in der Recherche spannender Interviewpartner aus den Ressorts Kultur, Sport und Wirtschaft.