Straßenkinder und Sport

Wie auch bei Straßenkindern wichtige Kompetenzen entwickelt werden können

Das Bauchgefühl sagt uns schon, dass sich Sport positiv auf die Entwicklung von Kindern auswirkt. Tatsächlich lässt sich belegen, dass z.B. Fußball für Kinder und Jugendliche aber noch viel mehr bedeutet als nur sportlichen  Erfolg.  Die  positiv  besetzen  Spielregeln  der  Gesellschaft  wie  Teamfähigkeit, Fairness und Toleranz zeichnen den Fußball im Idealfall aus. In einer Veröffentlichung des Instituts für Arbeit und Technik (Gelsenkirchen) wird dargelegt, wie die so genannten Life Skills in der Definition der WHO, nämlich Entscheidungsfähigkeit, Problemlösen, Kreatives und Kritisches Denken, Kommunikative Fähigkeiten,  Zwischenmenschliche Beziehungen, Selbstwahrnehmung, Empathie, Stressbewältigung und nicht zuletzt Umgang mit Emotionen, durch Sport gefördert werden.

Der Verein Straßenkinder Tansania e.V. fördert mit Mitgliedsbeiträgen und Spenden das Upendo Heim für ehemalige Straßenkinder in Singida (Tansania). Die Kinder und Jugendlichen in diesem Heim erhalten nicht nur das Notwendigste zum Überleben (Unterkunft, Verpflegung, Betreuung, medizinische Hilfe), sie werden auch in die Lage versetzt, zum ersten Male oder wieder eine Schule besuchen zu können.

Die Betreuer des Upendo Heims haben sich zum Ziel gesetzt, die Kinder und Jugendlichen zu vollwertigen und respektierten Mitgliedern der Gesellschaft zu machen, nicht ganz einfach, da viele keine Familie haben oder einem Clan zugehören, der sie unterstützt.

Bei den Bemühungen der Betreuer hilft definitiv, dass die Kinder und Jugendlichen Zeit eingeräumt bekommen, in der sie auf dem Gelände des Heims Sport treiben können. Die Fußballmannschaft spielt sogar gegen andere Mannschaften aus Singida.

„Ich bin hocherfreut, dass den Kindern und Jugendlichen bei aller Disziplin, die im Heim gefordert wird, spielerisch soziale Kompetenzen vermittelt werden“, sagt Heidulf Masztalerz, Gründer und Vorsitzender des Vereins. „Und wir sind stolz, dass wir dies mit unserer finanziellen Unterstützung möglich machen.“

Straßenkinder Tansania e.V. auf der Gewerbemesse Gellersen

Die Gewerbemesse Gellersen ist für den Gründer und Vorsitzenden des Vereins „Straßenkinder Tansania e.V.“, Heidulf Masztalerz, eine Gelegenheit, den Verein und dessen Arbeit vor Ort in Tansania den Bürgern seiner Heimatgemeinde vorzustellen.

Als langjähriger Vizepräsident der Handwerkskammer Lüneburg-Stade hatte Heidulf Masztalerz an Projekten des Vereins Handwerksförderung Ost-Afrika e.V. (HOAV) mitgearbeitet. HOAV war aus der Zusammenarbeit des ökumenischen Landesarbeitskreises Handwerk und Kirchen in Niedersachsen hervorgegangen. In Tansania wurden in diesem Rahmen sechs handwerkliche Werkstätten aufgebaut, unter anderem in Singida, im wirtschaftlich und klimatisch (Halbwüste) benachteiligten Zentral-Tansania fernab der Touristenzentren. 2004 wurde Masztalerz anlässlich seines Besuchs einer dieser Werkstätten, des CAPU Workshops in Singida, auf ein Heim für Straßenkinder in Kititimo am Stadtrand von Singida aufmerksam gemacht. Dort lebten damals etwa 50 elternlose Straßenkinder, Jungen und Mädchen im Alter von 4 bis 16 Jahren, völlig auf sich alleine gestellt, ohne Betreuung. Diese unhaltbaren Zustände bewegten Masztalerz, Unterstützung für die Kinder zu organisieren. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland gründete er mit zehn Gleichgesinnten, überwiegend Handwerker-Kollegen, den Verein „Straßenkinder Tansania e.V.“. Mit Unterstützung des Vereins erhielten die Straßenkinder eine Schul- und anschließend eine  Berufsausbildung. Später ergaben sich darüber hinaus Unterstützungen für ein weiteres Heim für elternlose Kinder  in Singida, dem Upendo-Heim, und für einen Kindergarten in Iambi bei Singida.

Heute hat der Verein etwas über 100 Mitglieder, von denen 30 in der Stadt oder im Landkreis Lüneburg leben. Die ganz überwiegende Mehrzahl der Mitglieder sind immer noch Handwerker-Kollegen. Das Motto „Das Handwerk hilft Straßenkindern in Tansania“ trifft auch nach über 10 Jahren immer noch zu.

Vom 14. – 15.04.2018 präsentiert sich der Verein bei der Gewerbemesse in Reppenstedt. Neben Informationsmaterial wird auch eine Diashow über die konkrete Arbeit des Vereins gezeigt.  Der Verein versteht seine Arbeit als nachhaltige Entwicklungshilfe, die direkt bei den Menschen ankommt und nicht Gefahr läuft in dunklen Kanälen zu versickern. Die Spenden kommen ohne Abzug sogenannter Verwaltungskosten den Straßenkindern in Singida direkt zu Gute.

Fertigstellung der dritten Ausbildungswerkstatt

Rund 50 Kinder leben ohne Eltern in einer verlassenen Schule. Das konnte Heidulf Masztalerz, damals Vizepräsident der Handwerkskammer Lüneburg-Stade, nicht mit ansehen, als er 2004 Tansania wegen  eines Projektes der „Handwerksförderung Ost-Afrika e.V.“ besuchte. Zurück zu Hause in Südergellersen machte er seine Handwerkskollegen auf die Situation dort aufmerksam. Er sammelte  Spenden und stellte noch im selben Jahr Betreuungspersonal, eine Hausmutter, Köchin und Nachtwächter für die Kinder ein. Das so entstandene Heim unterstützte er weiter mit Spenden für Verpflegung und kümmerte sich um die Bildung  der Mädchen und Jungen.

2007 gründete Heidulf Masztalerz den Verein Straßenkinder Tansania e.V. mit weiteren sechs Mitgliedern. Elf Jahre später ist der Verein auf über 100 Mitglieder angewachsen. Leider wächst auch die Zahl der Straßenkinder in Tansania, die meistens von ihren Eltern verstoßen werden. In enger Zusammenarbeit mit dem Verein „Upendo Home for Street Children“ aus Salzburg werden ständig Verbesserungen in der Betreuung der nun über 40 Jungen und Mädchen im neuen Heim im Upendo auf den Weg gebracht. Immer wieder reisen Mitglieder und Unterstützer nach Tansania und planen weitere Projekte und Verbesserungen.

So wurde gerade der Bau einer dritten Ausbildungswerkstatt fertiggestellt. Hier werden nun Mädchen und Jungen in der Arbeit mit Metall unterwiesen.

Alle Spenden werden ohne Abzug von Verwaltungskosten im Verein direkt an die Einrichtungen in Singida gegeben, die wiederum Quittungen einreichen um Transparenz zu garantieren, sodass Spender wissen, wofür das Geld genutzt wird.

Zurück kommen oft rührende Briefe mit Erfolgsgeschichten von Erwachsenen die durch diese Hilfe und Ausbildung nicht mehr auf der Straße leben müssen, arbeiten gehen und eine Familie gründen.

In Iambi, etwa 60 km nördlich von Singida, werden einige Waisenkinder an der Sekundarschule unterstützt und der Kindergarten hat dort bescheidene Beträge für den Bau eines Kindergartens mit 2 Klassenräumen, eine Regenwassersammelanlage,  gefördert von der Bingo Umweltlotterie , sowie Tische und Bänke für 70 Kinder im Vorschulalter  erhalten.

Wo eine Schulausbildung keine Selbstverständlichkeit ist

Straßenkinder besuchen keine Schule. Ihnen geht es ums nackte Überleben. Etwas zu Essen zu finden, hat für sie höchste Priorität. Aber selbst wenn sie genügend zu essen hätten, es gibt niemanden, der ihnen Schuluniformen beschafft oder Lernmaterialien bezahlt.

Die Unterstützung des Heims für Straßenkinder in Singida durch den Verein „Straßenkinder Tansania e.V.“ aus Südergellersen hat den Kindern in den letzten Jahren ermöglicht, Schulen zu besuchen. Damit hat der gemeinnützige Verein  ein Hauptziel erreicht.

In den vergangenen Jahren haben alle Kinder aus dem Heim in Kititimo nach 7 Schuljahren die Primarschule abgeschlossen und den Sprung auf die Sekundarschule geschafft. Dies ist wichtig. Der erfolgreiche Abschluss der vierjährigen Sekundarschule wird nämlich nicht nur von der tansanischen Regierung, sondern auch von der staatlichen Berufsausbildungsbehörde VETA als wünschenswerte Voraussetzung für eine Berufsausbildung erachtet, auch in handwerklichen Berufen.

Mit einer handwerklichen Berufsausbildung können die Jugendlichen, vor allem die Mädchen, ihr Leben selbst gestalten und sind in vielen Fällen nicht mehr  willkürlichen Handlungen ausgesetzt.

So konnten in diesem Jahr zwei Mädchen die Ausbildung zur Schneiderin mit einer Prüfung abschließen und erhielten vom Verein aus Spendengeldern eine Nähmaschine, einschließlich der notwendigen Nähutensilien.

Straßenkinder in Tansania

Die Bevölkerung in Tansania wächst  dramatisch. Vor allem in der ländlichen Bevölkerung ist die Geburtenrate sehr hoch.

Im Jahr 2010 lebten in diesem Ostafrikanischen Land ca. 54 Millionen Einwohner und die Wachstumsrate beträgt ca. 3%. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt nur bei 51 Jahre.

Viele Eltern sind gezwungen, ihre zum Teil noch kleinen Kinder aus der Familie fortzuschicken. Fortan müssen diese  auf der Straße leben. Sie schlafen in  verlassenen Kiosken, am Strand oder in kaputten Autos.

Manche müssen mit dem Straßengraben oder einem Abwasserkanal als Schlafplatz zufrieden sein.

Vielfach sieht man  Kinder, die Steine zerschlagen, nach Sand graben und schwere Karren  schieben. Arbeiten, die unter normalen Umständen von Erwachsenen ausgeführt werden. Ein Schulbesuch ist für sie ausgeschlossen.

Mädchen werden zur Prostitution gezwungen!

In Abfallbehältern und Müllhalden suchen sie nach Nahrungsmitteln und verwertbaren Gegenständen. Da sie niemandem trauen, führen sie oft ein Messer mit sich, um sich bei Angriffen zu verteidigen.

Wohlhabende Familien in Tansania kümmern sich kaum noch um die in Not geratenen Kinder anderer.

Damit verabschieden sie sich von der traditionellen Kultur Afrikas.

Kriminelle kommen so leicht in Kontakt mit den Straßenkindern, beuten sie aus, zwingen sie zum Stehlen  und von der Beute erhalten sie, wenn überhaupt, nur einen geringen Anteil.

Die Kinder riskieren gefasst, verprügelt   oder von einer wütenden Menge totgeschlagen zu werden.

Der Mangel an Solidarität in der Gesellschaft im Zusammenwirken mit Gewaltanwendung  und sexuellem Missbrauch an Kindern ist in vielen Familien ein großes Problem.

In Singida ist der Busbahnhof am Rande der Stadt ein Sammelplatz vieler Straßen- und Waisenkinder. Sie hoffen, dort von Reisenden Hilfe zum Überleben zu bekommen. Die Jungen und Mädchen werden  von viel zu wenigen Sozialarbeitern betreut.

Ein Großteil der Kinder, die vom Verein „Straßenkinder Tansania e.V.“ im Kinderheim in Kititimo versorgt werden, kommt vom Busbahnhof.

Sie suchen Hilfe bei der Heimleiterin und bitten, im Kinderheim aufgenommen zu werden.

Lernstarke Kinder können nach einer erfolgreich abgelegten Prüfung eine weiterführende staatliche oder private Schule besuchen, zum Beispiel ein Gymnasium und später eine Universität.

Nach dem Ausscheiden vom Tischlermeister Bernd Fries  in Kititimo Ende des Jahres 2011 führt nun seit dem 01.01.2012 die Afrikanerin Rev.  Rehema Gwao die Betreuung  der 4– bis 18 jährigen Kinder fort.