Fertigstellung der dritten Ausbildungswerkstatt

Rund 50 Kinder leben ohne Eltern in einer verlassenen Schule. Das konnte Heidulf Masztalerz, damals Vizepräsident der Handwerkskammer Lüneburg-Stade, nicht mit ansehen, als er 2004 Tansania wegen  eines Projektes der „Handwerksförderung Ost-Afrika e.V.“ besuchte. Zurück zu Hause in Südergellersen machte er seine Handwerkskollegen auf die Situation dort aufmerksam. Er sammelte  Spenden und stellte noch im selben Jahr Betreuungspersonal, eine Hausmutter, Köchin und Nachtwächter für die Kinder ein. Das so entstandene Heim unterstützte er weiter mit Spenden für Verpflegung und kümmerte sich um die Bildung  der Mädchen und Jungen.

2007 gründete Heidulf Masztalerz den Verein Straßenkinder Tansania e.V. mit weiteren sechs Mitgliedern. Elf Jahre später ist der Verein auf über 100 Mitglieder angewachsen. Leider wächst auch die Zahl der Straßenkinder in Tansania, die meistens von ihren Eltern verstoßen werden. In enger Zusammenarbeit mit dem Verein „Upendo Home for Street Children“ aus Salzburg werden ständig Verbesserungen in der Betreuung der nun über 40 Jungen und Mädchen im neuen Heim im Upendo auf den Weg gebracht. Immer wieder reisen Mitglieder und Unterstützer nach Tansania und planen weitere Projekte und Verbesserungen.

So wurde gerade der Bau einer dritten Ausbildungswerkstatt fertiggestellt. Hier werden nun Mädchen und Jungen in der Arbeit mit Metall unterwiesen.

Alle Spenden werden ohne Abzug von Verwaltungskosten im Verein direkt an die Einrichtungen in Singida gegeben, die wiederum Quittungen einreichen um Transparenz zu garantieren, sodass Spender wissen, wofür das Geld genutzt wird.

Zurück kommen oft rührende Briefe mit Erfolgsgeschichten von Erwachsenen die durch diese Hilfe und Ausbildung nicht mehr auf der Straße leben müssen, arbeiten gehen und eine Familie gründen.

In Iambi, etwa 60 km nördlich von Singida, werden einige Waisenkinder an der Sekundarschule unterstützt und der Kindergarten hat dort bescheidene Beträge für den Bau eines Kindergartens mit 2 Klassenräumen, eine Regenwassersammelanlage,  gefördert von der Bingo Umweltlotterie , sowie Tische und Bänke für 70 Kinder im Vorschulalter  erhalten.

Wo eine Schulausbildung keine Selbstverständlichkeit ist

Straßenkinder besuchen keine Schule. Ihnen geht es ums nackte Überleben. Etwas zu Essen zu finden, hat für sie höchste Priorität. Aber selbst wenn sie genügend zu essen hätten, es gibt niemanden, der ihnen Schuluniformen beschafft oder Lernmaterialien bezahlt.

Die Unterstützung des Heims für Straßenkinder in Singida durch den Verein „Straßenkinder Tansania e.V.“ aus Südergellersen hat den Kindern in den letzten Jahren ermöglicht, Schulen zu besuchen. Damit hat der gemeinnützige Verein  ein Hauptziel erreicht.

In den vergangenen Jahren haben alle Kinder aus dem Heim in Kititimo nach 7 Schuljahren die Primarschule abgeschlossen und den Sprung auf die Sekundarschule geschafft. Dies ist wichtig. Der erfolgreiche Abschluss der vierjährigen Sekundarschule wird nämlich nicht nur von der tansanischen Regierung, sondern auch von der staatlichen Berufsausbildungsbehörde VETA als wünschenswerte Voraussetzung für eine Berufsausbildung erachtet, auch in handwerklichen Berufen.

Mit einer handwerklichen Berufsausbildung können die Jugendlichen, vor allem die Mädchen, ihr Leben selbst gestalten und sind in vielen Fällen nicht mehr  willkürlichen Handlungen ausgesetzt.

So konnten in diesem Jahr zwei Mädchen die Ausbildung zur Schneiderin mit einer Prüfung abschließen und erhielten vom Verein aus Spendengeldern eine Nähmaschine, einschließlich der notwendigen Nähutensilien.

Straßenkinder in Tansania

Die Bevölkerung in Tansania wächst  dramatisch. Vor allem in der ländlichen Bevölkerung ist die Geburtenrate sehr hoch.

Im Jahr 2010 lebten in diesem Ostafrikanischen Land ca. 54 Millionen Einwohner und die Wachstumsrate beträgt ca. 3%. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt nur bei 51 Jahre.

Viele Eltern sind gezwungen, ihre zum Teil noch kleinen Kinder aus der Familie fortzuschicken. Fortan müssen diese  auf der Straße leben. Sie schlafen in  verlassenen Kiosken, am Strand oder in kaputten Autos.

Manche müssen mit dem Straßengraben oder einem Abwasserkanal als Schlafplatz zufrieden sein.

Vielfach sieht man  Kinder, die Steine zerschlagen, nach Sand graben und schwere Karren  schieben. Arbeiten, die unter normalen Umständen von Erwachsenen ausgeführt werden. Ein Schulbesuch ist für sie ausgeschlossen.

Mädchen werden zur Prostitution gezwungen!

In Abfallbehältern und Müllhalden suchen sie nach Nahrungsmitteln und verwertbaren Gegenständen. Da sie niemandem trauen, führen sie oft ein Messer mit sich, um sich bei Angriffen zu verteidigen.

Wohlhabende Familien in Tansania kümmern sich kaum noch um die in Not geratenen Kinder anderer.

Damit verabschieden sie sich von der traditionellen Kultur Afrikas.

Kriminelle kommen so leicht in Kontakt mit den Straßenkindern, beuten sie aus, zwingen sie zum Stehlen  und von der Beute erhalten sie, wenn überhaupt, nur einen geringen Anteil.

Die Kinder riskieren gefasst, verprügelt   oder von einer wütenden Menge totgeschlagen zu werden.

Der Mangel an Solidarität in der Gesellschaft im Zusammenwirken mit Gewaltanwendung  und sexuellem Missbrauch an Kindern ist in vielen Familien ein großes Problem.

In Singida ist der Busbahnhof am Rande der Stadt ein Sammelplatz vieler Straßen- und Waisenkinder. Sie hoffen, dort von Reisenden Hilfe zum Überleben zu bekommen. Die Jungen und Mädchen werden  von viel zu wenigen Sozialarbeitern betreut.

Ein Großteil der Kinder, die vom Verein „Straßenkinder Tansania e.V.“ im Kinderheim in Kititimo versorgt werden, kommt vom Busbahnhof.

Sie suchen Hilfe bei der Heimleiterin und bitten, im Kinderheim aufgenommen zu werden.

Lernstarke Kinder können nach einer erfolgreich abgelegten Prüfung eine weiterführende staatliche oder private Schule besuchen, zum Beispiel ein Gymnasium und später eine Universität.

Nach dem Ausscheiden vom Tischlermeister Bernd Fries  in Kititimo Ende des Jahres 2011 führt nun seit dem 01.01.2012 die Afrikanerin Rev.  Rehema Gwao die Betreuung  der 4– bis 18 jährigen Kinder fort.

Der ständige Kampf für die Menschenrechte

Entwicklungspolitik ist untrennbar mit Menschenrechten verbunden. Es geht nicht nur um die Erfüllung von Grundrechten, sondern um die Durchsetzung der Grundrechte aller Menschen, in Würde zu leben, eigene Entscheidungen zu treffen, und das Leben zu gestalten. Menschen sind keine Bittsteller, sondern Träger von Rechten. So fordert es die Zivilgesellschaft an vielen Orten. Sie ist ein wichtiger Motor bei der Umsetzung von Menschenrechten.

Die gemeinsame Aufgabe bleibt: Jede Verletzung der Menschenrechte, ob von Staaten oder Unternehmen muss konsequent unterbunden werden.

Ein scheinbar ungewöhnlicher Ort, um die Arbeit mit Straßenkindern vorzustellen

Am 23. Und 24. April 2016 fand in der Gellersenhalle in Reppenstedt die Wirtschaftsmesse von Unternehmerinnen und Unternehmern aus der Samtgemeinde Gellersen statt. Der Verein „Straßenkinder Tansania e.V.“ war dort mit einem Stand vertreten.

Trotz teilweise katastrophalen Wetters war die Messe vor allem am Sonntag sehr gut besucht. „Wir verkaufen weder Waren noch Dienstleistungen. Und doch war die Entscheidung richtig, die Messe zu nutzen, um unsere Arbeit in Tansania in unserer Heimatgemeinde vorzustellen“, sagt Heidulf Masztalerz, Gründer und Vorsitzender des Vereins und Südergellerser Bürger.

Im Vorfeld hatte die Presse ausführlich über die Messe berichtet. „Ganz besonders gefreut haben wir uns über einen umfangreichen und sehr informativen Artikel zu unserer Arbeit in einer Zeitung, die im gesamten Landkreis Lüneburg verteilt wird“, erklärt Heidulf Masztalerz. „Sicher auch deswegen war das Interesse der Messebesucher an unserer Arbeit groß. So viele neue Mitglieder auf einmal wie an den Tagen vor und nach der Messe haben wir sehr selten gewinnen können.“

Der Ansatz des Vereins für die Arbeit in Tansania überzeugt: Jeder gespendete Cent kommt direkt bei den Straßenkindern an. Die humanitäre Hilfe, d.h. ausreichend Nahrung, medizinische Versorgung und ein Dach über dem Kopf, und individuelle Entwicklungshilfe in der Form von ‚Hilfe zur Selbsthilfe.

Finanzierung des Schulbesuchs und von Berufsausbildungen ergänzen sich als die zwei notwendigen Seiten einer Medaille und die Voraussetzung für eine sinnvolle und nachhaltige Arbeit.