Vom Straßenkind zum stolzen KFZ-Mechaniker

Emmanuel Albert Eliyona ist ein 17jähriger Jugendlicher, der es mit Zielstrebigkeit und Engagement vom Straßenkind in Singida (Zentraltansania) zum ausgebildeten KFZ-Mechaniker geschafft hat. Mit diesem Berufsabschluss hat er die Chance, sich eine sichere Existenz aufzubauen und ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.

Das hat vor einem Jahr noch ganz anders ausgesehen: Aus schwierigsten Familienverhältnissen als Halbwaise von zuhause weggegangen, hat Emmanuel auf den Straßen von Singida gelebt.

Mit diesen Voraussetzungen ist ein langsames Abrutschen in die Kriminalität leider oft noch bittere Realität in Tansania.

Schon lange vor dem Beginn der Ausbildung ging der Junge zu einem Platz, an dem alte Autos repariert werden, schaute zu und versuchte, dazuzulernen.

Den Anstoß zu dem Wendepunkt im Leben von Emmanuel hat die Einrichtung und laufende Finanzierung des Streetworkers Bruno Pollie durch unseren Verein Straßenkinder Tansania e.V. gegeben. Herr Pollie hat den Ausbildungsplatz bei der staatlichen Ausbildungs-einrichtung besorgt, für die Unterbringung und Verpflegung gesorgt und mit dem Jungen und seiner Mutter vereinbart (und nachgehalten), dass Emmanuel an den Wochenenden wieder in seinem alten Zuhause wohnt.

Emmanuel Albert Eleyona hat seine Chance genutzt und sechs Monate gelernt, wie eine KFZ-Werkstatt organisiert ist, sicher arbeitet und wie Motoren oder elektrische Anlagen gewartet werden. Die Prüfungen hat er erfolgreich abgeschlossen.

Zum Erfolg dieser Maßnahme tragen auch sechs hilfsbereite Spenderinnen und Spender bei, die jeden Monat 30 € für die Finanzierung des Streetworkers überweisen und somit für die eine Hälfte des monatlichen Budgets sorgen. Die andere Hälfte decken die Beiträge unserer über 100 Mitglieder sowie regelmäßige oder einmalige Einzahlungen von vielen Spendern ab.

Für die vielfachen Unterstützungen unserer Mitglieder, Spenderinnen und Spender bedanken wir uns im Namen des Vorstandes des Vereins Straßenkinder Tansania e.V. sehr herzlich. Wir wünschen Ihnen und allen Leserinnen und Lesern ein gesegnetes Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Liebsten und beste Gesundheit.

Möchten auch Sie sich für notwendige Hilfen engagieren? Weitere Informationen erhalten Sie hier!

Heidulf Masztalerz (Erster Vorsitzender) und Detlef Fehrmann (Schatzwart)

Als Halbwaise in Tansania studieren?

Teddy Mubungo auf dem Weg zur Universität.

Auch Halbwaisen wie Teddy Mubungo können in Tansania studieren – wenn sie das seltene Glück haben, unterstützt zu werden.

Die Hürden in Tansania überhaupt ein Studium aufnehmen zu können sind sehr hoch. Voraussetzung ist ein sehr guter Abschluss an der Sekundarschule, um die Qualifikation für ein Studium zu erreichen. Weniger als
4 % der Schüler schreiben sich an Einrichtungen höherer Bildung (Universitäten und vgl.) ein.

Bevor sich die Studium-Interessenten um einen Studienplatz bewerben können, müssen die finanziellen Mittel für Semestergebühren, Unterbringung, Verpflegung, PC, Bücher etc. vorhanden sein. Im Vergleich zu Deutschland sind diese Kosten mit umgerechnet ca. 2.000 bis 2.500 €/Jahr noch überschaubar –nur leider für die meisten Tansanier nicht umsetzbar. Im Studienjahr 2015/2016 waren daher in Tansania lediglich ca. 157.000 Studierende eingeschrieben (davon 2/3 männlich und 1/3 weiblich). 145.000 junge Tansanier waren auf dem Weg zum Bachelor und über 10.000 strebten einen Mastertitel an.

Die heute 23jährigeTeddy Mubungo wurde bereits als kleines Kind Halbwaise und musste darüber hinaus ihre kranke Mutter pflegen. Ihr Glück war es, dass unser gemeinnützige Verein Straßenkinder Tansania e.V. in ihrem Heimatort Iambi (Zentraltansania) einen Kindergarten für hilfsbedürftige Kinder unterstützt und so ein Kontakt hergestellt wurde.

Bereits in der 7-jährigen Grundschule hat sie sehr gute Leistungen gezeigt und durfte mit unserer finanziellen Unterstützung die Sekundarschulstufen besuchen. Auch in diesen weiterführenden Schulen hat sie mit Begabung, Fleiß und Ehrgeiz außergewöhnlich gute Leistungen erbracht und sich für ein Studium an einer Universität qualifiziert.

Teddy hat sich erfolgreich für einen Studienplatz an der Sokoine University of Agriclture in Morogoro beworben und studiert dort seit Oktober 2020 Ernährungswissenschaften. Davor hat sie auf Eigeninitiative einen Computerkurs belegt, um im Studium effizient arbeiten zu können. Das Studium wird ca. 3 Jahre dauern.

Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums hat Teddy beste Aussichten einen Beruf z.B. in der Ernährungs-, Lebensmittel- oder Gesundheitsbranche zu übernehmen, ein gutes sicheres Einkommen zu erhalten und für die tansanische Volkswirtschaft, z.B. im Gesundheitswesen, aktiv weiterzuentwickeln.

Der Mitgründer und 1. Vorsitzende des Vereins Straßenkinder Tansania e.V., Heidulf Masztalerz, berichtet: „Unserem Verein Straßenkinder Tansania e.V. ist neben der Versorgung und Schulbildung von elternlosen Kindern auch ein erfolgversprechender Übergang in ein selbstbestimmtes Leben im Erwachsenenalter wichtig. Daher finanzieren wir den jungen Erwachsenen aus den Mitgliedsbeiträgen und Spenden auch Berufsausbildungen wie z.B. zum/zur Elektriker/in, Schneider/in, Schlosser/in oder Friseur/in. Darüber hinaus werden Starthilfen, wie z.B. Nähmaschine und Stoffe etc., zur Verfügung gestellt um eine Grundlage für die Ausübung eines handwerklichen Berufes zu geben. Und besonders guten und ehrgeizigen Schülern wie Teddy finanzieren wir auch gern den Besuch weiterführender Schulen und ein Studium mit einem Bachelor-Abschluss. Übrigens unterstützen wir den älteren Bruder von Teddy auch schon seit Jahren – er steht kurz dem Erreichen des Bachelors in Medizin. Und darauf sind wir auch sehr stolz.“

Sie wollen mehr über den Verein Straßenkinder Tansania e.V. erfahren oder unsere Arbeit unterstützen? Kontaktieren Sie gerne unseren 1. Vorsitzenden oder laden Sie sich einen Mitgliedsantrag hier herunter: https://strassenkinder-tansania.info/helfen-sie-2/

Autoren: Alena und Detlef Fehrmann

Neujahrsfeier im Upendo Heim in Singida/Tansania

Vermutlich werden Sie jetzt erstaunt über diesen Bericht der Neujahrsfeier im Upendo Heim sein. Zum Beginn der Sommerferien sicherlich auch nicht zu Unrecht. Aber wir wollen Ihnen diesen Bericht nicht vorenthalten.
Der Bericht wurde uns erst jetzt von unseren Unterstützern in Singida zugeleitet.

Das Upendo Heim für elternlose Straßen- und Waisenkinder in Singida/Tansania führte eine Neujahrsfeier für die Kinder, Eltern/Erziehungsberechtigten und Mitarbeiter am ersten Tag des neuen Jahres durch.

Es war ein toller Tag und die Kinder waren so glücklich. Die Kinder führten in der Werkstatt und im Garten verschiedene Aktivitäten durch, darunter Mode, Tanz und Schaufensterarbeit.

Diejenigen Kinder, die in Wissenschaft, Disziplin, Hygiene und Sport besser abgeschnitten haben, wurden mit einem Preis belohnt.

Alle Kinder erhielten zu ihrer großen Freude kleine Geschenke. Auch einige Freunde aus der Stadt Singida wurden zur Feier eingeladen, darunter Massai English Medium (Schule).

Heidulf Masztalerz

12.07.2021

Streetworker bereichert Angebot

Die Arbeit des Vereins „Straßenkinder Tansania e.V.“ leistet seit vielen Jahren unterstützende Arbeit für Kinder in Tansania und hilft, Elend zu lindern. Leider können aber längst nicht alle Kinder in einem Kinderheim untergebracht werden, in dem Schutz und Ausbildung gesichert ist. Daher gab es schon lange den Gedanken, dass ein Streetworker die Arbeit sinnvoll unterstützen könnte.

Viele der auf den Straßen von Singida (Zentral-Tansania) lebenden Kinder finden keinen Platz in einem Heim. Sei es, weil die Finanzierung nicht gesichert ist, die Kinder (in der Regel Jungen im Alter von 8-18 Jahren), drogenabhängig sind, ihre Eltern sich zwar nicht um sie kümmern, aber einer Heim-Unterbringung trotzdem nicht zustimmen, oder die Kinder im Laufe der Jahre verlernt haben, sich in eine Gemeinschaft einzufügen. Nichtsdestotrotz brauchen sie vielfältige Unterstützung, Halt und ein offenes, vertrauensvolles Ohr.

Nachdem, angeregt durch Gespräche mit dem Verein „Straßenkinder Tansania e.V.“ und dem in Singida tätigen Kinderheim „Upendo“, auf Privat-Initiative von Susanne Brigsne (Nienburg/W.) ein einjähriges Pilot-Projekt mit einem einheimischen Sozialarbeiter erfolgreich abgeschlossen werden konnte, hat sich der deutsche Verein aus Südergellersen dazu entschlossen, die Arbeit für ein weiteres Jahr finanziell mitzutragen. Der Verein um den Vorsitzenden Heidulf Masztalerz bewertet die Arbeit von Herrn Pollie in seiner Vorstandssitzung als hilfreich, sinnvoll und unterstützend.

Der Streetworker Bruno Pollie (41 J.) ist dem Verein seit vielen Jahren als integrer, verantwortungsvoller und den Kindern und Jugendlichen zugewandter Unterstützer bekannt. Als Vater von vier Kindern kennt er ihre Bedürfnisse. Außerdem spricht er fließend Englisch, was die Kommunikation mit den Fördernden in Deutschland sehr vereinfacht.

Es ist ihm in kurzer Zeit gelungen, Vertrauen zu den Straßenkindern aufzubauen. Fünf Tage in der Woche steht er ihnen halbtags zur Verfügung, versorgt sie zwei Mal pro Woche mit einer warmen Mahlzeit, hört ihre Sorgen an, spricht mit erziehungsberechtigten Verwandten – oft einer Großmutter, weil die Eltern verstorben, abgetaucht, HIV-positiv oder drogenabhängig sind. Er versucht die Kinder zu motivieren, wieder zur Schule zu gehen, und bewegt Schulleiter, die oft schwierigen Kinder doch wieder aufzunehmen. Er kauft kleinere Medikamente gegen Verletzungen oder Hauterkrankungen, die durch mangelnde Hygiene verursacht werden, hält die Kinder an, sich regelmäßiger zu waschen, stellt dafür Seife und Zahnpflege zur Verfügung und gibt schon auch mal einen Kleinstkredit, damit eine Schuluniform gekauft werden kann, ohne die ein Schulbesuch nicht erlaubt ist. Einige Kinder konnte er sogar nach umfangreichen Gesprächen wieder in den Familienverband integrieren. Und vier Kinder fanden Platz in „Upendo“, dem Heim, dass von „Straßenkinder Tansania e.V.“ mitfinanziert wird.

Die Straßenkinder werden von den Menschen und besonders von der Geschäftswelt immer wieder verjagt, finden keinen Ruheplatz.  Es wird nicht anerkannt, dass sie keine Schuld an ihrer Situation tragen. Daher hält Herr Pollie den Kontakt zu den Geschäftsleuten aufrecht, um immer wieder für Verständnis zu werben.

Derzeit ist er darum bemüht, einen Raum zu finden, in dem regelmäßige Treffen stattfinden können. Hier soll es nach Möglichkeit auch eine Toilette und eine geschützte Waschgelegenheit geben. Für den Moment ist er allerdings froh, wenigstens in einem halb fertig gebauten Haus unterkommen zu dürfen. Dauerhaft kann dies keine Lösung sein, denn es ist kein Platz für bereits gekaufte Stühle, Tisch, Geschirr und Spielmaterial. Ihre Spende hilft, das Projekt fortzuführen.

Entwicklungen in Zeiten von Corona

Während in Deutschland die Zahl der erfassten Corona-Neuinfektionen seit Wochen auf einem niedrigen Stand verharrt und in den USA seit Ende Juni ein enormer Anstieg zu verzeichnen ist, scheint das Virus in Tansania nicht mehr existent. Die letzten aktualisierten Informationen des tansanischen Gesundheitsministeriums stammen von Anfang Mai. Seitdem werden mit Verweis auf Umstrukturierungen in den nationalen Laboren keine Daten mehr veröffentlicht. Gleichwohl erklärt die Regierung, dass die aktiven Corona-Fälle weiter drastisch sinken und hat mittlerweile über 70 der ursprünglich 84 Test-Zentren wieder geschlossen.

Der Mangel an verlässlichen Informationen führt zu Unsicherheiten in der Bevölkerung. Während einige die Epidemie in Tansania für überstanden erklären, haben andere weniger Vertrauen in die Verlautbarungen des Ministerpräsidenten. Zumal in den Nachbarländern Tansanias täglich neue Infektionen und Todesfälle gemeldet werden und ein reger Grenzverkehr herrscht.

Seit Juni sind sämtliche Schulen und Universitäten in Tansania wieder geöffnet. Trotz des angeblichen Sieges über den Corona-Virus gelten Schutzmaßnahmen in den Einrichtungen. So sollen täglich die Klassenräume desinfiziert und Möglichkeiten zur Händedesinfektion installiert werden. Jedoch ist die Ausgangslage mit den deutschen Verhältnissen nicht zu vergleichen, führt man sich vor Augen, dass in Tansania oft mehr als 60 Schüler eine Klasse besuchen, die Räume nur Lehmböden haben und sich hunderte Kinder eine Latrine teilen müssen.

Im Upendo-Heim haben die Kinder die Zeit der Schulschließung gut überstanden. Auch wenn die Situation aufgrund der Unsicherheiten und der Restriktionen anfangs ungewiss und teilweise anstrengend war, ist allen deutlich geworden, dass das Straßenkinderheim ein privilegiertes Kleinod darstellt, wo die Kinder gut aufgehoben sind. Sie konnten täglich ein paar Stunden für die Schule lernen, hatten die Möglichkeit, sich im Garten und im Haushalt sinnvoll zu beschäftigen und konnten in ihrer Freizeit ihren Hobbies nachgehen.

Mittlerweile sind auch die Kinder des Upendo-Heims wieder in der Schule. Die schon im März von der Heimleitung aufgestellten Hygiene-Regeln bestehen trotzdem, oder gerade deshalb, weiterhin. Am Eingang des Geländes steht Desinfektionsmittel bereit. Einkäufe auf dem Markt werden nur von der Hausmutter oder der Köchin erledigt und im Tagesablauf ist das häufigere Händewaschen schon zur Routine geworden. „In den Unterhaltungen mit unseren Partnern in Singida wird die Ungewissheit im Umgang mit dem Virus deutlich. Einerseits gibt man sich vorsichtig optimistisch und hofft, mit einem ‚blauen Auge‘ davon gekommen zu sein. Andererseits ist da die Sorge, dass sich die Krankheit doch noch ausbreitet und man dann nicht gut vorbereitet ist“, erläutert Heidulf Masztalerz, Vorsitzender des Vereins Straßenkinder Tansania e.V. „So oder so, in dieser Ausnahmesituation zeigt sich, dass eine Einrichtung wie das Upendo-Heim für Straßenkinder die Situation der zuvor stark benachteiligten Kinder enorm verbessert und ihnen ein Leben in Sicherheit und Würde ermöglicht.“